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Vorbereitungsreise von Potsdam nach Lissabon

Gunnar Rodewald, Student der Universität Potsdam berichtet von seiner Erasmus + Vorbereitungsreise nach Lissabon, Portugal 

Gunnar Rodewald 1

Die Anreise

Die Anreise begann am 3. April 2023 vom Berliner Hauptbahnhof aus. Ich fuhr mit meiner Begleitperson im ICE nach Hamburg, da unser Flug aus Kostengründen nicht von Berlin, sondern von Hamburg aus nach Lissabon ging. In Hamburg trafen wir meine Mutter, welche auf eigene Kosten mitflog, um sich selbst ein Bild von den Umständen vor Ort zu verschaffen. Unser Flieger hatte zwar eine Stunde Verspätung, hieraus ergaben sich aber keine weiteren Komplikationen, und wir trafen am Abend in Lissabon ein. Auf dem Weg zum Hotel machten wir erste Erfahrungen mit der Metro, wobei ich stressbedingt kaum noch aufnahmefähig war, weshalb meine beiden Begleiter die Fahrt organisierten. Im Hotel bezogen wir die Zimmer, bevor wir in einem nahegelegenen Lokal zu Abend aßen. Anschließend machten meine Begleitperson und ich einen abendlichen Spaziergang durch die Innenstadt, um uns etwas mit der Geografie vertraut zu machen. Diese Art von Spaziergang war mir auch in Potsdam und Berlin bei der Orientierung im Stadtbild stets sehr hilfreich. Wir gingen zeitig ins Bett, da am nächsten Tag unser Termin an der ,,Universidade de Lisboa" (Ulisboa) anstand.

Erste Eindrücke vor Ort

Da es mein Plan ist, mich im Rahmen des Erasmus+ Semesters mit der Geschichte der portugiesischen Juden zu befassen, war unser Termin an der „School of Arts and Humanities", welche auf Portugiesisch Faculdade de Letras (FdL) heißt. Ich hatte im Voraus bereits in Übereinstimmung mit dem Erasmus+ Outgoing-Team der Universität Potsdam, E-Mails an die FdL geschrieben, um mich über die Unterstützung für Erasmus+ Studierende mit Behinderungen an der Fakultät zu informieren. Wir hatten einen Termin mit einer Mitarbeitenden vom Career and Student Support Office an der FdL. Nach einer kurzen Tour durch die Fakultät setzten wir uns in ein Büro und führten ein äußerst produktives Gespräch. Das Gespräch wurde auf Englisch geführt, da ich bislang nur ein halbes Jahr Portugiesisch gelernt habe und mich noch nicht sicher genug in der Sprache fühle, um wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Es gelang uns wichtige Fragen zu klären. So erfuhren wir, dass eine Unterbringung in einem Studentenwohnheim der Ulisboa nicht nur für mich, sondern auch für meine Begleitperson möglich ist. Aufgrund der besonderen Umstände ist es wohl sogar möglich, dass diese Unterbringung in Einzelzimmern erfolgt, wofür allerdings ein Schreiben benötigt wird, um die Notwendigkeit einer solchen Unterbringung darzulegen. Auch sonst zeigte sich die Mitarbeiterin der FdL äußerst entgegenkommend in Bezug auf die besonderen Umstände meines Studiums. Sie versicherte uns, dass von Seiten der Fakultät stets versucht werde, Nachteilsausgleiche, welche Erasmus-Studierende an ihren Universitäten erhalten hatten, möglichst genau so umzusetzen. Sie bat mich ihr zu diesem Zweck eine englische Kopie meines Nachteilsausgleiches zukommen zu lassen - ich werde mich in Potsdam, um einen solchen bemühen. Leider gibt es in Lissabon keine Ermäßigungen im öffentlichen Nahverkehr für Studierende mit Behinderung, wohl aber ein sehr günstiges Studententicket, auf das ich Anspruch haben werde. Da eine wichtige E-Mail nicht angekommen war, ist es mir nicht gelungen, vor der Reise einen Termin mit der zuständigen Professur für Jüdische Studien zu vereinbaren. Daher versuchte die Mitarbeiterin der FdL noch während unseres Gespräches Kontakt zu dem Professor des Lehrstuhls für jüdische Studien aufzunehmen. Dies gelang zunächst leider nicht, sodass wir einen Online-Termin nach meiner Rückkehr nach Potsdam vereinbarten.

Gunnar Rodewald Lissabon

Orientierung vor Ort

Nach dem Gespräch aßen wir in der Mensa der Fakultät unser Mittagessen und kehrten danach ins Hotel zurück. Da wir am Nachmittag keine weiteren Termine hatten, besuchten wir den „Torre de Belem“. Die nächsten zwei Tage verbrachten wir damit, uns einige Studentenwohnheime der Ulisboa anzuschauen und mich besser mit dem öffentlichen Nahverkehr vertraut zu machen. Dies war auch deshalb notwendig, weil einige Wohnheime sehr weit voneinander entfernt liegen, eines sogar am Stadtrand. Neben dem Besuch von insgesamt vier Wohnheimen nutzten wir die Reisen mit dem ÖPNV aber auch, um mein Verständnis des mir nicht vertrauten Nahverkehrsnetzes sowie des halbelektronischen Ticketsystems zu verbessern. Gegen Ende der Woche war ich in der Lage, Tickets zu erwerben und aufzuladen sowie mich an den recht chaotischen Stationen zu orientieren und dort die Verkehrsmittel zu wechseln. Auf unseren Wegen besichtigten wir zudem die Lissabonner Synagoge und einige andere Sehenswürdigkeiten.

Am Donnerstag wurde mein Begleiter krank, sodass ich an diesem Tag nur in Begleitung meiner Mutter unterwegs war. Bei meinem eigentlichen Aufenthalt wird es im Falle einer kurzzeitigen Erkrankung meiner Begleitperson aber keine größeren Probleme geben, da ich nun bereits um einiges besser mit Stadt und Universität vertraut bin und zudem weiß, wo ich an der Fakultät Unterstützung erhalten kann.

Am Freitag hatte sich mein Begleiter dann bereits weitgehend erholt, und wir konnten ohne Probleme den Rückflug antreten. Nachdem wir pünktlich und ohne weitere Komplikationen in Hamburg gelandet waren, kehrten meine Begleitperson und ich nach Berlin zurück, womit die Reise endete.

Weitere Planungsschritte

Im späteren Kontakt mit dem Professor der Gastuniversität ergab sich, dass der von mir geplante Aufenthalt sich aufgrund mir bis dahin nicht bekannte Umstände, um ein Semester verschieben wird. Danach plane ich meine Masterarbeit zu schreiben, wofür ich mir vom Erasmus+ Semester in Lissabon unter anderem wichtige Impulse erhoffe. Auf dieses Semester bin ich aufgrund meiner Reise nun deutlich besser vorbereitet, da ich nun verschiedene Stressfaktoren, die mich aufgrund meiner Behinderung einschränken könnten, besser einschätzen und teilweise sogar im Vorweg ausräumen kann. Zudem hat sich mein Verständnis der Abläufe an der Ulisboa deutlich verbessert, weshalb ich mich sehr auf auf mein Erasmus+ Studium an dieser Universität sehr freue.

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